Collaborative Composition

interactive Session/Practice/Game 60'

Abstract

Software-Entwicklung ist Teamarbeit. Die Kernaufgaben (Schreiben von Tests und Programmcode, Testen, Integration usw.) bleiben aber auch in modernen agilen Umgebungen Aufgaben, die von einem Entwickler, oder einem Entwicklerpaar, alleine ausgeführt werden. Eine echte synchrone Zusammenarbeit auf feingranularer Ebene findet nicht statt. Nicht nur wir, auch Leute wie Kent Beck, sind der Ansicht, daß genau das der Weg der Zukunft ist: synchronous fine grained collaboration oder "real time collaboration".

Bei den XPDays im letzten Jahr (und nicht nur da) hatten wir mit dem Wolf-Pack-Programming-Workshop gute Resonanz zu diesem Thema. Im diesjährigen Workshop "Collaborative Composition" möchten wir uns noch mehr auf die direkte Erfahrung der synchronen Zusammenarbeit konzentrieren und den Teilnehmern unabhängig von Vorkenntnissen aktive Einsichten ermöglichen. Daher werden wir diesmal nicht programmieren und kein proprietäres Werkzeug einsetzen. Mit Hilfe des kollaborativen Texteditors von Google Docs werden die Teilnehmer einen Text entwerfen, und zwar als Einzelentwickler, Paar, Twin, oder Triplet und zum Schluß gemeinsam als Pack. Am Ende des Workshops werden wir die gemachten Erfahrungen gemeinsam analysieren und diskutieren.

Einzige Voraussetzung für die Teilnahme ist das Mitbringen eines Computers mit Zugriff auf Google Docs (Anlegen eines Google-Accounts nicht vergessen!!).

Die Frage nach dem theoretischen Hintergrund läßt sich einfach beantworten: Softwareentwicklung ist kein Produktionsprozeß sondern ein kollektiver kreativer Prozeß. Analogien (obwohl sie immer hinken) wären freies Theater, Jagdverhalten von sozial lebenden Tieren oder Mannschftssportarten. Solche Prozesse leben von der instantanen n-Wege-Kommunikation über das gesamte Team. Es geht dabei nicht nur um das Aufteilen von Aufgaben sondern vor allem auch um das Verteilen von individuellem Wissen und Information, um kollektives Lernen (action learning). Diese Ideen sind nicht völlig neu, schon Doug Engelbart hat in seiner "Mother of all Presentations" einen kollaborativen Texteditor gezeigt, in den 90-igern wurde am IPSI in Darmstadt mit TUKAN eine kollaborative IDE entwickelt. Jetzt scheint die Idee genau die Bedürfnisse der Entwicklergemeinde zu adressieren, das Interesse verstärkt sich: unanbhängig von uns beschäftigen sich die verschiedensten Leute mit dem Thema: neben Kent Beck z. B. die Universität von Lugano, die TU Delft, das MIT und sogar Microsoft.

Weil der Fokus darauf liegt, eigene Erfahrungen mit Real Time Collaboration zu machen, haben wir uns bewußt für Google Docs entschieden. Es benötigt keine Installation und setzt keinerlei Erfahrung mit einer bestimmten Programmiersprache oder einem bestimmten Werkzeug voraus. Google Docs wird wie ein übliches Textverarbeitungsprogramm bedient, bietet aber nicht nur die Möglichkeit einer asynchronen Bearbeitung sondern jeder kann jeden Teil des Textes gleichzeitig bearbeiten, kommentieren usw. und jeder sieht sofort, wer was macht. Das ist intuitiv und für jedermann ohne Lernkurve einsetzbar.

Der praktische Teil des Workshops gliedert sich in zwei Phasen: die Teilnehmer werden an Tischen zu acht (idealerweise) arbeiten. Zunächst wird jeder Tisch in einen Einzelkämpfer, ein Paar, ein Twin und ein Triplet untergliedert. Außer bei dem Paar hat jeder einen eigenen Computer, das Paar teilt sich einen wie im Pair Programming. Von jeder Untergruppe wird eine Aufgabe in Form eines Aufsatzes gelöst. Im zweiten praktischen Teil arbeitet der ganze Tisch als "Pack" zusammen an einer weiterführenden Aufgabe.

Nach dem praktischen Teil werden die gemachten Erfahrungen diskutiert. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, werden wir unsere bisherigen Erfahrungen mit Real Time Collaboration und etwaige zu erwartende Ergebnisse hier nicht ausführen.

Speaker

Helge Nowak

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Helge Nowak ist Physiker mit einer Zusatzausbildung in betrieblicher Informatik. In seiner IT-Karriere war er in unterschiedlichen Rollen als Mittler zwischen Anwendern und Entwicklern tätig, sowohl auf Anbieter- wie auch auf Anwenderseite. Er schätzt klare, ganzheitliche Lösungen und ist der Überzeugung, daß Technik niemals Selbstzweck sein darf. Darum ist er Anhänger der Grundsätze von Agile, Lean und Software Craftsmanship. Zudem gilt sein besonderes Interesse schon seit dem Physikstudium selbstbezüglichen dynamischen Systemen, die die Fähigkeit zur Selbstorganisation zeigen. Helge ist überzeugter Smalltalk-Fan, weil Smalltalk - und die Ideen dahinter - genau diesem Profil entsprechen. Und weil Smalltalk nichts von der Innovationskraft verloren hat, die unsere gesamte EDV-Welt bis zum heutigen Tag geprägt hat. Als Technical Account Manager bei Cincom berät er Kunden und Interessenten zum Einsatz von Cincom Smalltalk.

 

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