Nach Ende des 2. Weltkriegs schufen Südsee-Insulaner beeindruckende Nachbildungen von Flugzeugen, Landebahnen und Funkgeräten aus Stroh. Sie wollten durch die kultische Nachahmung äußerlicher Formalien erreichen, was sie bei den zwischenzeitlich auf ihren Inseln stationierten Soldaten beobachtet hatten. Diese lockten mit ihren Riten „große Vögel“ an, die an Fallschirmen Lebensmittel abwarfen. Klingt aus heutiger Sicht albern. Aber unterscheidet sich dieser sog. „Cargo Cult“ wesentlich von der Art und Weise, wie z.B. in der IT-Welt rituell geSCRUMt wird, um agile Wunder heraufzubeschwören? Wird man durch Rutschen und Sitzsäcke im Büro etwa so erfolgreich und hipp wie Google? So manche Microservice-Architektur dürfte eher auf Cargo Cult und Availablility Bias zurückgehen statt auf rationale Notwendigkeit.
Es gibt eine ganze Reihe zeitloser Denkfallen, für die unsere Zunft – den Autor eingeschlossen – besonders anfällig ist. Neomanie, Confirmation Bias, Plappertendenz. Die Session läd dazu ein, mit Augenzwinkern und Selbstironie einige typische und mitunter teuflisch teure Fallen aufzudecken und Vermeidungstipps zu diskutieren.
Jan Leßner ist Java-Entwickler der 1. Stunde und seit Erscheinen der Sprache als Architekt und Entwickler in Enterprise-Projekten tätig. Seit 2013 ist er hauptverantwortlich für das operative System der DeutschlandCard. Er engagiert sich in verschiedenen Open Source Projekten für ultraschlanke Enterprise-Lösungen, ist Buchautor und leidenschaftlicher Voll-Nerd und Clean Coder - vom Microcontroller bis zur hochverteilten JEE-Landschaft.