Agile Methoden und Gute Arbeit: Experten nehmen ihre Belange in die Hand Ein zentrales Prinzip der agilen Methoden besagt: „The best architectures, requirements, and designs emerge from self-organizing teams.“ Sich (selbst) zu organisieren, die Dinge in die Hand zu nehmen, sich zu beteiligen – das ist der Kern von Guter Arbeit; insbesondere mit dem Ziel, gute Arbeitsbedingungen, aber nicht zuletzt auch gute Arbeitsergebnisse zu erzielen.
Daraus folgt für den Gute-Arbeit-Ansatz, dass letztlich nur die Experten der Arbeitsbedingungen, nämlich die Erwerbstätigen – wozu auch Softwareentwickler gehören; ob Festangestellte oder Freelancer – Auskunft darüber geben können, wie ihre Arbeitsqualität zu bewerten ist, und welche sinnvollen Verbesserungsmaßnahmen es gibt. Analog dazu sind die agilen Prinzipien bzw. das Agile Manifest von Experten – nämlich von Programmierern – geschrieben worden, die ihre Arbeitserfahrungen mit Softwareentwicklung zusammengetragen haben, um sie voranzutreiben.
Und eine wesentliche Erfahrung steckt im folgenden Prinzip: „Build projects around motivated individuals. Give them the environment and support they need, and trust them to get the job done.“ Damit wird klar, dass auch Agilität nicht ohne entsprechende Arbeitsbedingungen – der notwendigen Umgebung bzw. Ausstattung und Unterstützung – auskommt. Dies zeigt sich auch im Folgenden: „Agile processes promote sustainable development. The sponsors, developers, and users should be able to maintain a constant pace indefinitely.“ Dieses Prinzip des „sustainable pace“ (nachhaltiges Tempo) wird bei Beck – als einem der Erstunterzeichner des agilen Manifests – in eine der zwölf Praktiken des Extreme Programming, die der „40-hour week“, überführt. Überstunden sind ein Hinweis auf ernste Probleme, die zu lokalisieren und zu lösen sind. Für die Gute Arbeit ist die Arbeitszeit – nicht nur die Länge, sondern auch Lage und Planbarkeit sowie Bestimmung über die Menge – ebenso ein bedeutendes Kriterium.
Hier lässt sich jedoch mittels einer Sonderauswertung in der IT-Branche auf Basis des DGB-Index- Gute-Arbeit feststellen: Die arbeitsimmanenten Belastungen durch eine hohe Arbeitsintensität und die Anforderung an ständige Erreichbarkeit nehmen deutlich zu. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Einschätzung der zukünftigen Arbeitsfähigkeit, wobei deutlich wird, dass diejenigen mit Guter Arbeit eher meinen, unter den derzeit gegebenen Umständen ihre Tätigkeit bis zum gesetzlichen Rentenalter ausüben zu können, als diejenigen, die „schlechte“ Arbeit haben. Die Brisanz ergibt sich aus dem rasanten Anstieg von vor allem psychischen Fehlbeanspruchungen und daraus resultierender körperlicher, aber insbesondere auch psychischer Erkrankungen. Gute Arbeit soll gemeinsam mit den Experten Abhilfe schaffen – und damit auch Agilität ermöglichen.
Referentin im Bereich Innovation und Gute Arbeit ver.di Bundesverwaltung, Berlin
Leiter IKT-Projekt.